Am 7. Oktober 2023 organisierte die katholisch-traditionalistische Priesterbruderschaft St. Pius X. eine Prozession anlässlich des Fatima-Sonntags durch die Frankfurter Innenstadt. Startpunkt war am Opernplatz, von wo etwa 200 TeilnehmerInnen über die Hauptwache und den Domplatz bis zur Leonhardskirche zogen, die neben der Deutschordenskirche als wichtigster Ort der katholisch-fundamentalistischen Szene in Frankfurt gilt. Die Prozession verlief in zwei geschlechtergetrennten Blöcken: Männer vorne, Frauen hinten, in der Mitte wurde eine bekrönte Marienfigur getragen und es lief eine Blaskapelle. Es kamen mobile Lautsprecher zum Einsatz, über die Gebete und Gesänge innerhalb der Demo übertragen wurden.
Die Piusbruderschaft gilt vor allem deshalb als extrem rechts, weil sie selbst den Vatikan und die römisch-katholische Amtskirche als zu »modernistisch« und »links« kritisiert. Stattdessen beansprucht sie für sich, eine »authentische katholische Lehre« zu vertreten. Die Bruderschaft betreibt eigene Kapellen, Priorate und Priesterseminare, und zwar ohne Erlaubnis der katholischen Kirchenbehörden. Zeitweise war der prominenteste Vertreter der Piusbruderschaft der Holocaustleugner Richard Williamson, der nach einer Verurteilung wegen Volksverhetzung im Jahr 2013 allerdings ausgeschlossen wurde. Antijüdische Äußerungen sind in der Piusbruderschaft jedoch weiterhin keine Seltenheit.
Zur Prozession aufgerufen hatte mit Moritz Scholtysik auch einer der radikalsten jüngeren Vertreter der christlichen Rechten in der BRD. Der 1993 geborene Berliner war 2011 stellvertretender Vorsitzender der Jungen Union Aschaffenburg, von 2015 bis 2019 Leiter der Katholischen Jugendbewegung (KJB), studierte an der Frankfurter Goethe-Universität und zeigte sich 2016 öffentlich im Shirt der Identitären Bewegung Bayern. Er trat in der Vergangenheit als Autor der »neurechten« Zeitschriften Sezession und Blaue Narzisse in Erscheinung und wirkt zudem als Referent bei der neofaschistischen GegenUni.
