Extrem rechtes »Volksfest« in Wertheim
Am 18. Mai 2024 fand eine Kundgebung des extrem rechten Magazins compact in Wertheim (Main-Tauber-Kreis) statt. Die als »Volksfest« unter dem Motto „die blaue Welle rollt“ beworbene Versammlung zog trotz überregionaler Mobilisierung nur ca. 150 TeilnehmerInnen an. Ähnliche Veranstaltungen fanden bisher in den Städten Zittau, Sonneberg und Velten statt. Zustande gekommen sei die Veranstaltung laut Angaben von compact auf Einladung der AfD-Bundestagsabgeordneten Christina Baum aus Lauda-Königshofen. Auf der Bühne wurde um Spenden für die Veranstaltenden gebeten. Die Bundestagsverwaltung prüft derzeit, ob es sich bei diesen um illegale Parteispenden für die AfD handeln könnte. Laut Medienberichten will die Partei nicht mit den sogenannten Volksfesten in Verbindung gebracht werden und erwägt juristische Schritte. Trotz dessen trat Baum als Rednerin auf und appellierte an ihre ZuhörerInnen, vor der Wahlurne im Hinterkopf zu behalten, »welche Partei tatsächlich für Frieden steht«.
Die Stadt Wertheim hatte im Vorfeld erfolglos eine Beschwerde beim VGH Mannheim gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Stuttgart eingelegt, dass die Veranstaltung auf dem Marktplatz stattfinden darf. Compact hatte sich in diesem Rechtsstreit laut eigener Angaben von dem Anwalt und ehemaligen AfD-Funktionär Dubravko Mandic verteidigen lassen. An der Gegendemonstration »Wertheim zeigt Gesicht! Für Demokratie gegen Rechtsextremismus« beteiligten sich ca. 550 Personen.

Der Moderator der Kundgebung wünschte sich die Grünen auf »den Misthaufen der Geschichte«

Unter den Teilnehmenden befanden sich Thomas Tomecko (AfD Kreisverband Main-Spessart) und Alfred Sacher (AfD Ortsverband Haibach)

Unter den Teilnehmenden befinden sich AktivistInnen von Rhein-Main-steht-auf in T-Shirts des AfD Kreisverbands Miltenberg

Vor den Rhein-Main-steht-auf Aktivisten Peter Wenzel, Matthias Messner und Michael Hetzel sitzt der sitzt der AfD-Aktivist Johannes Normann aus Mömbris (LK Aschaffenburg)

Christina Baum aus Lauda-Königshofen (AfD) schwenkt eine Deutschlandflagge

Trotz dem häufig vom compact-Magazin geäußerten Slogan »Ami go Home« sorgte ein Elvis-Imitator für die musikalische Untermalung der Kundgebung

Chefredakteur Jürgen Elsässer behauptete in seiner Ansprache, Deutschland sei von Amerika besetzt und deutsche Politiker seien Agenten Amerikas. Er wollte sich nicht als »Putin-Versteher« sondern »Putin-Unterstützer« verstanden wissen. Weiter verbreitete er queerfeindliche und heterosexistische Narrative und forderte: »Finger weg von unseren Kindern« . Ricarda Lang von den Grünen beschimpfte er als »Biotonne auf zwei Beinen« .

André Poggenburg, ehemaliger Vorsitzender der AfD Sachsen-Anhalt und inzwischen parteilos, stritt auf der Bühne ab, dass es sich um eine Wahlkampfveranstaltung handeln würde und schwenkt eine Spendendose

Der Gegenprotest nähert sich dem Marktplatz

Auf dem sogenannten Volksfest tragen mehrere Funktionäre von AfD und JA eine Ordnerbinde

Auf dem sogenannten Volksfest tragen mehrere Funktionäre von AfD und JA eine Ordnerbinde

Unter einem vom compact Logo geschmückten Zelt liegen Magazinausgaben wie „Verbrechen an Deutschen – Vertreibung, Bombenterror, Massenvergewaltigungen“ oder Martin Sellners „Remigration – Ein Vorschlag“ nur wenig entfernt von AfD-Flyern. Maximilian Krahs „Politik von rechts“ kann man ebenso auf der compact Seite des Infostands erwerben.