Für Sonntag, den 26. Januar 2025, hatten Rhein-Main-steht-auf (RMSA) und die Klartext – Bürgerzeitung für das Rhein-Main-Gebiet zur einer Kundgebung mit Aufzug und Kranzniederlegung aufgerufen. Die beiden Gruppen sind regional führende Akteurinnen der rechten Verschwörungsszene, wobei RMSA von AfD-Angehörigen geprägt ist und offensiv für die Partei wirbt. Anlass des Aufzugs war der Messerangriff eines Geflüchteten am 22. Januar in der Aschaffenburger Innenstadt, bei dem zwei Menschen getötet wurden.
An der rechten Demonstration nahmen in der Spitze etwa 1.300 Personen teil, viele von ihnen bekannten sich zur AfD. Es sprachen unter anderem die extrem rechte AfD-Landtagsabgeordnete Ramona Storm sowie Christoph Barth von der Klartext-Bürgerzeitung. Wie zu erwarten war, geriet die angebliche Trauerkundgebung zur Hetzveranstaltung gegen die Migrationspolitik und gegen Migrant*innen. So sprach Christoph Barth darüber, dass »unsere Frauen und Kinder« von »eingeschleppten Migranten« »abgeschlachtet« würden. Je stärker die RednerInnen rassistische Ressentiments bedienten, desto mehr Applaus und Gejohle erhielten sie aus dem Publikum.
Unter den Teilnehmenden waren etliche Neonazis. Die Partei Die Heimat (ehemals NPD) trat mit einem eigenen Transparent auf. In weiteren Gruppen mischten sich Angehörige der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative für Deutschland, von Deutsche Jugend Voran (DJV) und von der Neonazipartei Der III. Weg, die mit ihrer Symbolik offen auftrat. Besorgniserregend waren die große Anzahl von Rockern, die in Kutten an dem Aufzug teilnahmen und die signifikante Anzahl von Personen, die zuvor an einem offiziellen Gedenken der Stadt Aschaffenburg teilgenommen hatten und von dort zur rechten Demonstration weitergezogen waren.
Der rechte Aufzug wurde an mehreren Stellen durch antifaschistischistischen Proteste gestört.
Im Unterschied zu den Veranstaltungen, die RMSA und Klartext-Bürgerzeitung in der Vergangenheit ausgerichtet hatten, war dieser Aufzug stärker von Männergruppen und einer aggressiven Grundstimmung geprägt. Die Zahl der Teilnehmenden der Aufzüge von RMSA war im vergangenen Jahr kontinuierlich zurück gegangen. Erst am 31. Dezember hatte RMSA zu einer »Friedensdemonstration« aufgerufen und dabei versucht, sich als Friedensbewegung zu inszenieren. Lediglich 300 Personen nahmen teil. Jetzt, wo es um den Kern rechter Ideologie geht, nämlich um Rassismus und Herrenmenschen-Fantasien, konnten wieder erheblich mehr Menschen mobilisiert werden.